Physiotherapie: MLD-Verordnungen ohne Angabe der Therapiezeit

In Zukunft können Ärztinnen und Ärzte Manuelle Lymphdrainage (MLD) ohne die Angabe der Therapiezeit verordnen. Physiotherapeut:innen entscheiden dann befundabhängig, also je nach Stadium und Anzahl der zu behandelnden Körperteile, ob die Patientin 30, 45 oder 60 Minuten Behandlungszeit benötigt – ohne vorher noch einmal Rücksprache mit dem behandelnden Arzt halten zu müssen. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat am 18. April 2024 die Vorgaben der Heilmittel-Richtlinie bezüglich der MLD geändert, die bisher für die Dauer der Behandlung zugrunde gelegt wurden. Die Änderungen sollen zum 1. Oktober 2024 in Kraft treten. Das bedeutet für Euch: Es wird Patient:innen geben, die mit einer MLD-VO in Eure Praxis kommen, auf der die Ärztin keine Angabe zur Therapiezeit gemacht hat. Wichtig für Euch ist vor allem der ICD-10-Code auf der Verordnung, über den Ihr ablesen könnt, um welches Stadium es sich bei dem Lymph- oder Lipödem handelt, und wie viele Körperteile betroffen sind. Denn daraus ergibt sich, wie lange Ihr die Patientin je Termin behandeln könnt. Die Behandlung erfolgt befundabhängig. Hinweis: Es ist nicht nötig, dass die Ärztin eine Angabe zu den behandelnden Körperteilen explizit auf der VO notiert. Überblick über die befundabhängigen Therapiezeiten: 30 Minuten MLD sind so beispielsweise zu wählen bei ... ... Stadium I zur Behandlung von einem Körperteil (Kopf/Hals oder ein Arm oder ein Bein oder Rumpf) oder zwei Körperteilen (beide Arme oder beide Beine oder ein Arm und ein Bein oder eine Extremität und Kopf/Hals oder Rumpf) ... Stadium II zur Behandlung von einem Körperteil 45 Minuten MLD kommen infrage bei ... ... in Ausnahmefällen bei kurzfristigem/vorübergehendem Behandlungsbedarf: Stadium I zur Behandlung von zwei Körperteilen ... Stadium II zur Behandlung von einem Körperteil oder zwei Körperteilen ... Stadium III zur Behandlung von einem Körperteil 60 Minuten MLD könnt Ihr wählen bei ... ... Stadium II zur Behandlung von zwei Körperteilen ... Stadium III zu Behandlung von einem oder zwei Körperteilen Hinweis: Ärzt:innen können über ihre Praxissoftware nur dann auf die Angabe der Therapiezeit verzichten, wenn sie einen ICD-10-Code auswählen, der ein Stadium aufzeigt. Das ist bei Lymph- und Lipödemen der Fall, aber zum Beispiel nicht immer nach einer Knie- oder Brust-Operation. Falls sich diesbezüglich weitere Details ergeben, informieren wir Euch natürlich direkt darüber. Wenn bei Euch jetzt schon Fragen aufkommen, sammelt diese gerne und nehmt am 11. September 2024 um 19 Uhr an dem up-webcast „Neufassung MLD-Verordnung“ teil. Hier könnt Ihr Euch dazu schon jetzt anmelden: www.up-aktuell.de/mld Mehr Freiheit = mehr Verantwortung Bisher musste die GKV das bezahlen, was Ärzt:innen verordnet haben. Wenn ein Arzt jetzt aber auf die Zeitangabe verzichtet, dann müsst Ihr als behandelnde Therapeut:innen aufpassen, dass Ihr die Verordnungsregeln der Heilmittel-Richtlinie genau im Auge behaltet. Überprüft daher immer genau, das Stadium und die Anzahl der betroffenen Körperteile, die der Arzt mit dem entsprechenden ICD-10-Code festgelegt hat, um die möglichen Therapiezeiten herauszusuchen. Beispiel: Eine Patientin im Stadium I könnt Ihr nicht 60 Minuten behandeln und 45 Minuten auch nur kurzfristig bzw. vorübergehend. Außerdem dürfte die angekündigte Flexibilität in der Realität schwer umzusetzen sein. Ihr könnt theoretisch die Therapiezeit eines Patienten von Termin zu Termin anpassen, je nachdem, wie fit der Patient gerade ist. Das ist in den meisten Praxen in Sachen Terminplanung kaum machbar. Weitere Tipps dazu findet Ihr auf www.up-aktuell.de, sobald die Details endgültig feststehen. Wir werden Euch weiterhin auf dem Laufenden halten, sollten weitere Änderungen oder Details beschlossen wer- den. Das gilt natürlich auch für den HMK digital (https:// www.heilmittelkatalog.app) und den Heilmittelkatalog. Die Änderungen nehmen wir auch dort rechtzeitig auf. Hintergrund zur Änderung Ziel der Änderung ist, dass die Behandlung flexibler ablaufen kann und die Bürokratie reduziert wird, so heißt es in der Pressemitteilung des G-BA. Denn ausgestellte Verordnungen mussten in der Vergangenheit häufig von der Arztpraxis geändert werden, weil die verordnete Behandlungszeit nicht zu den Bedürfnissen der Patient:innen passte – die Systematik entsprach einfach nicht mehr dem heutigen therapeutisch-medizinischen Stand. Das neue Vorgehen richtet sich nach dem Stadium des Lymphödems und weniger nach der Zahl der zu behandelnden Körperteile. Auch witterungsbedingte Einflüsse und individuelle Belastungen der Betroffenen können Therapeut:innen so in Zukunft besser berücksichtigen. Hier findet Ihr den Beschlusstext des G-BA. Sobald die Änderung im Bundesanzeiger veröffentlicht wird, tritt sie in Kraft. https://bit.ly/4bqIy0a