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Was würdest Du für Deine Patienten ändern?

Die praktische Möglichkeit, sich an der Erarbeitung der Heilmittel-Richtlinie und des dazugehörigen Heilmittelkatalogs zu beteiligen, liegt nur einen Steinwurf entfernt. Wir haben an dieser Stelle schon mehrfach dazu aufgerufen, sich bei Politiker:innen aller Parteien dafür einzusetzen, dass auch Heilmittelerbringerinnen und -erbringer sich zukünftig im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) beteiligen können, anstatt nur fertige Entwürfe im Stellungnahmeverfahren zu kommentieren. Eine Vorlage, die Ihr an Eure Politiker:innen schicken könnt, findet Ihr hier.
Praktika als Investition in die Zukunft
© iStock: mihailomilovanovic

Denn diese Beteiligungsmöglichkeit hat das Bundeskabinett Hebammen und Pflegekräften eingeräumt, nicht jedoch den Heilmittelerbringer:innen. Deswegen setzen wir uns ein für „Beteiligung statt Stellungnahme“.

Die Resonanz auf diese Aufrufe ist verhalten. Einige meinen: Ja, im Prinzip ist das ja nicht falsch, aber haben wir nicht gerade wichtigere Probleme? Das ist doch viel zu abstrakt, sagen andere. Und der Therapeutenstammtisch Berlin (sorry, ich weiß nicht, wer hinter dieser Überschrift bei Facebook aktiv ist) findet, bevor das Thema der Aufwertung der Berufsbilder nicht geregelt ist, sollte man die Finger von einem Beteiligungsrecht lassen, und empfiehlt die Patientenvertretung zu unterstützten.

Neulich hat mich jemand gefragt, was sich denn ändern würde, wenn Heilmittelerbringer:innen ein Beteiligungsrecht im G-BA hätten. Und da ist mir so viel eingefallen, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Hier drei wichtige Punkte:

Fachleute beteiligen: Der wesentliche Punkt ist meiner Meinung nach: Endlich reden Fachleute (also IHR!) mit, bei der Erstellung und Bearbeitung der Heilmittel-Richtlinie. Nur wenn Fachleute, also Heilmittelerbringerinnen und -erbringer von Anfang an beteiligt werden, gibt es eine Chance, dass der Heilmittelkatalog endlich an die aktuelle Evidenzlage und die Versorgungsrealität in den Heilmittelpraxen angepasst wird.

Richtig sortieren: Die Heilmittelversorgung von Patient:innen nach Fachbereichen (Ergo, Logo, Physio etc.) und dann nach Diagnosegruppen zu sortieren, so wie das aktuell im HMK gemacht wird, entspricht nicht den aktuellen Behandlungsstandards, die ausdrücklich interdisziplinäre Therapie, ausgerichtet an den Lebensqualitätseinschränkungen der Patienten fordern. Hätten Heilmittelerbringer:innen den HMK geschrieben, wäre der HMK richtig sortiert, oder?

Strategiewechsel andenken: Wenn im HMK die Blankoverordnung als Standardversorgung einziehen würde, dann kann in den späteren Verhandlungen zu den Versorgungsverträgen keine GKV mehr diese Versorgungsform aus Angst vor Mengenausweitung torpedieren.

Wäre das nicht auch eine gute Strategie, nämlich die Rahmenbedingungen grundlegend zu ändern, anstatt in späteren Verhandlungen falsche Rahmenbedingungen zurechtbiegen zu müssen?!

Wir geben diese offenen Fragen einmal an Euch weiter:

  1. Sollte es ein Beteiligungsrecht für die Heilmittelbranche geben? Oder wollt Ihr lieber erst mal abwarten?
  2. Findet Ihr auch, dass endlich Fachleute beteiligt werden müssen, der HMK richtig sortiert wird und wir den HMK so schreiben, dass die GKV bei den Verträgen weniger torpedieren kann?
  3. Was würde, sollte, müsste sich in der HeilM-RL samt HMK sonst noch ändern, wenn Heilmittelerbringer:innen ernsthaft beteiligt wären? Was würde das für Eure Patientinnen und Patienten bedeuten?

Und reicht das aus, damit der Gesetzgeber der Heilmittelbranche noch ein Beteiligungsrecht im aktuellen Gesetzgebungsverfahren einräumt? Schreibt uns an redaktion@up-aktuell.de oder diskutiert auf Instagram (up-aktuell) und Facebook (unternehmen praxis) fleißig mit.

Mein Highlight der Woche ist ein Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz, die gerade in Lübeck-Travemünde zu Ende gegangen ist. Man einigte sich darauf, dass Gesundheitsfachkräfte mit ausländischem Abschluss schneller ihre Anerkennung in Deutschland erhalten sollen. Dazu soll die berufsgebundene Fachsprachenprüfung künftig in den Vordergrund gestellt und Sprachprüfungen zur allgemeinen Sprache entsprechend zurückgestellt werden. Hoffentlich gelingt es dem Bund bald, die entsprechenden gesetzlichen Rahmenbedingungen dafür umzusetzen. Das könnte den Fachkräftemangel in Heilmittelpraxen ein ganz klein wenig lindern.

Fachkräfte werden auch in der Ergotherapie dringend benötigt, wie auch die Fachkräfteengpassanalyse zeigt. Von den vier Heilmittelberufen ist die Ergotherapie derjenige, der bei den Menschen am meisten Fragezeichen aufwirft, nicht bei Laien, sondern oftmals auch bei Angehörigen anderer Gesundheitsberufe. Liebe Ergotherapeut:innen, Ihr kennt sicher die Frage: Du bist Ergotherapeutin? Was macht man da eigentlich?Drückt den Fragestellenden einfach die aktuelle Ausgabe der up in die Hand. Dort haben wir einen Überblick darüber gegeben, wo der Schwerpunkt der ergotherapeutischen Arbeit liegt, welche Heilmittel es gibt und warum eine interdisziplinäre Arbeit so wichtig ist.

Wie Logopädie und Kieferorthopädie voneinander profitieren können, berichtet Petra Krätsch-Sievert. Sie ist selbst Logopädin und hat das erste Symposium zu orofaszialer Dysfunktion (OFD) in Deutschland auf die Beine gestellt, das im September stattfindet.

Ich freue mich auf viele Antworten und Diskussionen zu dem Thema Beteiligungsrecht im G-BA und bin gespannt auf Eure Meinung dazu.

Herzliche Grüße
Euer Ralf Buchner

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