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Licht und Schatten

Steigen wir direkt ein mit dem Highlight der Woche: Die Blankoverordnung Physiotherapie ist da. Das ist gut, denn es war schon lange an der Zeit, dass Therapeutinnen und Therapeuten mehr Freiräume für die Behandlung erhalten. Ab dem 1. November 2024 könnt Ihr für den Bereich der Schulter, genauer gesagt für 114 Diagnosen aus der Diagnosegruppe EX, entscheiden, welche Heilmittel am sinnvollsten sind.
30.06.2020 – Neue Preise?!
© iStock: LSOphoto

Außerdem könnt Ihr selbst bestimmen, mit welcher Frequenz die Behandlung stattfinden soll, und Ihr könnt Termine nicht nur für die nächsten sechs Behandlungen, sondern längerfristig verlässlich planen. Es ist allein Eure Entscheidung, ob eine Patientin eine Doppelbehandlung benötigt, KG-Gerät jetzt genau das Richtige für einen Patienten ist oder Manuelle Therapie statt KG die angemessene Versorgung darstellt. Das könnt Ihr allein bestimmen, ohne die verordnenden Ärzt:innen erst überzeugen zu müssen.

Auch längst überfällig: Es gibt bei der Blanko-VO endlich abrechenbare Positionen für die Diagnostik. Da ist zum einen die physiotherapeutische Diagnostik, die vor der ersten Behandlung stattfindet, und zum anderen die Bedarfsdiagnostik, die frühstens nach 28 Tagen stattfinden kann und dazu dient, den weiteren Behandlungsbedarf zu erfassen und ggf. den Therapieplan anzupassen oder den Therapieerfolg zu beurteilen. Was aber weiterhin fehlt, ist abrechenbare Zeit für die Vor- und Nachbereitung.

Und das ist nicht der einzige Punkt, bei dem es Nachbesserungsbedarf gibt. Nach dem Highlight nun also zu den Schattenseiten: Mehr Entscheidungsspielraum heißt auch, die Wirtschaftlichkeitsverantwortung geht von den Ärzt:innen auf die Praxen über. Geregelt wurde das – wie schon bei der Ergotherapie – mit einer Ampel. Innerhalb der grünen Phase könnt Ihr die Behandlungen so festlegen, wie es therapeutisch am besten ist. Doch behandelt Ihr darüber hinaus, kommt Ihr direkt in die rote Phase und das Honorar für die in der roten Phase erbrachten Behandlungen wird um neun Prozent gekürzt. Das Problem dabei: Die grüne Phase ist mit 18 Behandlungen für ICD-10-Codes etwa bei Arthrose und Knorpelschäden wirklich kurz. Bei Frakturen beispielsweise ist sie mit 26 Behandlungseinheiten etwas, aber nicht viel länger. Und ganz düster wird es bei den ergänzenden Heilmitteln, denn davon sind in der grünen Phase nur sechs bzw. acht Einheiten möglich.

Das waren jetzt ganz schön viele Informationen – und natürlich noch längst nicht alles, was es über die Blanko-VO zu sagen gibt. Im Artikel „Herzlich Willkommen Blankoverordnung Schulter“ findet Ihr alle wichtigen Eckpunkte zum Nachlesen. Im Oktober werden wir dem Thema in der up einen Schwerpunkt widmen, der neben den Fakten rund um die Blanko-VO auch nützliche Tipps und praktische Hinweise für die Praxis enthalten wird, die Euch dabei helfen, die Blanko-VO Schulter therapeutisch und wirtschaftlich sinnvoll in Euren Praxen umzusetzen.

Zusätzlich gibt es am 25. September 2024 einen up-webcast zu den Neuerungen in der Physiotherapie. Dazu zählen neben der Blanko-VO auch die Neuregelungen bei der Manuellen Lymphdrainage, die ab dem 1. Oktober gelten. Wer nochmal nachlesen möchte, worum es geht, kann das hier tun. Weitere Infos und die Anmeldung zum Webcast findet Ihr hier. Und wenn Ihr vorab schon Fragen habt, schickt sie uns an redaktion@up-aktuell.de. Wir werden uns bemühen, alle Fragen im Webcast und/oder der up-Oktober-Ausgabe zu beantworten.

Am 18. September 2024 findet zudem das erste Webinar zur Umsetzung der Blanko-VO statt. Mehr Informationen, weitere Termine und die Anmeldung findet Ihr hier. Und last but not least: Natürlich wird es rechtzeitig vor dem Start der Blankoverordnung auch den neuen Heilmittelkatalog mit allen Aktualisierungen zur Blankoverordnung und der Manuellen Lymphdrainage geben.

Wenn Ihr keine Physiotherapeut:innen seid, oder ein bisschen Ablenkung von der Blanko-VO braucht, möchte ich Euch den aktuellen Themenschwerpunkt ans Herz legen. Dabei geht es um gesunde Praxisräume. Die Interior Designerin und Physiotherapeutin Kathrin Schmidt hat uns ganz viele Tipps gegeben, wie eine Praxis nicht nur schöner, sondern auch zu einem gesundheitsfördernden Arbeitsumfeld werden kann.

Bis nächste Woche.

Herzliche Grüße

Eure Yvonne Millar

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