Kinesiotaping

Als Therapeut leisten Sie jeden Tag einen wichtigen Beitrag zur Genesung Ihrer Patienten. Wenn Sie auch über die Therapie hinaus Akzente setzen, sorgen Sie dafür, dass dem Therapieerfolg nichts mehr im Weg steht. Denn häufig vergessen Ihre Patienten, auch außerhalb Ihrer Praxisräume an ihre Gesundheit zu denken. Hier erhalten Sie Hintergründe und Informationen, die Sie Ihren Patienten mit auf den Weg geben können. Kinesiotaping ist seit Jahren sehr beliebt. Vor allem in der Welt des Sports gehören die verschiedenfarbigen Pflaster zum Alltag. Das Fortbildungsangebot dazu ist umfangreich. Wer sich dafür interessiert, sollte genau hinsehen, welche Taping-Methode eine sinnvolle Ergänzung der eigenen Therapie darstellen kann. Mit den folgenden Informationen können Sie sich ein erstes Bild machen. Material Das Kinesiotape besteht meistens aus Baumwolle, auf seine Unterseite sind wellenförmig Acrylatkleber aufgetragen. Im Vergleich zum klassischen Tape ist es dehnbar und flexibel, in der Regel latexfrei sowie wasser-, schweiß- und luftdurchlässig. Es hält auch, wenn es feucht ist. Da es in Dicke und Dehnbarkeit der menschlichen Haut ähnelt, passt es sich gut an die Bewegungen des Körpers an. Wichtig: Das Kinesiotape ist nicht zu verwechseln mit dem myofaszialen Tape, das mit anderem Material und in anderen Anlageformen angewendet wird. Idee und Geschichte Die Tapes wurden in den 1970er Jahren von Dr. Kenzo Kase in Japan als neue Form der Schmerzbehandlung entwickelt. Die Methode stammt aus der kinesiologischen Bewegungslehre. Kases Ziel war es, seinen Patienten etwas mitzugeben, das über die Therapie hinauswirkt – und zwar auf sämtliche Körperregionen. Über 80 Prozent der Schmerzpunkte befinden sich auf der Haut. Das Tape aktiviert das schmerzstillende System, was zur besseren Bewegungsfähigkeit des Patienten führt und wodurch die ursprüngliche Muskelfunktion eintreten kann. Seit den späten 90ern hat sich die Methode weltweit verbreitet. Richtig Tapen ist lernbar Zum Kinesiotaping gibt es zahlreiche Fortbildungen, überwiegend als Wochenendkurs. In der Regel werden verschiedene Tape-Arten, ihre Einsatzgebiete und ihre Verträglichkeit betrachtet. Im Zentrum stehen vier unterschiedliche Anlageformen: das Muskeltape, das Ligamenttape, das Lymphtape und das Korrekturtape. Sie unterscheiden sich in der Position des Körperteiles bei der Anlage, in der Form, in der das Tape zugeschnitten wird, in der Anlagerichtung und im Zug, der ausgeübt wird. Während das Muskeltape oft zur Detonisierung eingesetzt wird, lindert das Ligamenttape Beschwerden und erhöht die Belastbarkeit der Sehnen und Bänder. Das Lymphtape soll den Transport der Lymphflüssigkeit zur Körpermitte unterstützen und fördern. Anschließend folgen in Fortbildungen meistens die ersten praktischen Erfahrungen und die wichtigsten Grundlagen, zum Beispiel die unterschiedlichen Anlageformen, deren Besonderheiten und Anwendungsbereiche und die verschiedenen Tape-Zuschnitte. Die Anlage des Tapes bei speziellen Krankheitsbildern und Indikationen sind ebenso Thema wie Kontraindikationen, damit Therapeuten wissen, wann sie keine Tapes anlegen dürfen. In einigen Kurse geht es außerdem um die Tape-Farben, ihre Bedeutung und Anwendung. Einsatzbereiche Ich persönlich habe mit den Tapes oft sehr gute Erfahrungen gemacht, hauptsächlich bei der Schmerzlinderung. So lege ich gerne am Ende der Therapie ein Kinesiotape an, um den Effekt der Therapie zu verlängern. Die Patienten können sich dadurch schmerzfrei oder zumindest mit weniger Schmerzen bewegen und belasten. Ich wende die Tapes bei Beschwerden im HWS- und LWS-Bereich an, bei Knieschmerzen, im Bereich des Tractus iliotibialis, bei Epicondylitis und bei Achillodynien. Besonders gut wirkt das Tape am Daumensattelgelenk und bei Instabilitäten, etwa am Handgelenk. Diese Beschwerden sind häufig hartnäckig, und für den Patienten ist es aufgrund von permanenter Über- bzw. Fehlbelastung schwer, aus dem Teufelskreis herauszukommen. Die Tapes sind hier eine gute Unterstützung. Eine persönliche Einschätzung Als Therapeutin habe ich mit den Tapes ein weiteres Werkzeug, das seine Wirkung über meine Therapie hinaus entfalten kann. Ich kann das Tape zur Tonisierung oder Detonisierung nutzen, ich kann es zur Stabilisierung einsetzen oder mit dem Tape den lymphatischen Rückstrom fördern. Dabei bin ich nur bedingt auf die Mithilfe des Patienten angewiesen. Die Tapes ersetzen keine Therapie und erst recht keine Übungen des Patienten, ermöglichen sie aber teilweise. Ich brauche keinen teuren Apparat, sondern nur das Tapematerial und eine Schere. Die Anlageformen sind einfach zu lernen. Ich kann meine eigenen Erfahrungen und Ideen einbringen, mit dem Material und der Anlage experimentieren und sie weiterentwickeln. Die Patienten spüren den unmittelbaren Erfolg und können manchmal gar nicht glauben, was so ein Pflaster bewirken kann. Manche Anlagen bringe ich den Patienten bei, um ihnen ein Hilfsmittel an die Hand zu geben, mit dem sie selbst arbeiten können. Das Tape soll natürlich nicht dauerhaft zum Einsatz kommen, sondern nur ab und zu. Das Anlegen dauert maximal (je nach Größe und Anlageform) zehn Minuten und kann in die Behandlungszeit integriert werden. Über welches Thema möchten Sie schreiben? Einfach per E-Mail an uns wenden an redaktion@up-aktuell.de! Außerdem interessant: Patientenleitlinie Long-/Post-COVID-Syndrom Resilienz II